Erster Entwurf Bundestagswahlprogramm

Wahlprüfsteine Bürgermeister:innen-Wahl Dallgow-Döberitz - Fragen an die Kandidaten in der Stichwahl

Um es unseren Wähler:innen einfacher zu machen, in der Stichwahl der Bürgermeister:innen-Wahl eine Entscheidung zwischen den beiden verbliebenen Kandidaten zu treffen, haben wir einige Fragen an diese gerichtet. Von der Haltung zu Klimaschutz und Mobilität über die Frage, wie eine Service-orientierte Verwaltung gestaltet werden soll und wohin sich die Gemeinde entwickeln soll bis zur Rolle des Bürgermeisters. Beide Kandidaten waren so freundlich, diese ausführlich zu beantworten. Vielen Dank dafür!

12.11.20 –

 

Um es unseren Wähler:innen einfacher zu machen, in der Stichwahl der Bürgermeister:innen-Wahl eine Entscheidung zwischen den beiden verbliebenen Kandidaten zu treffen, haben wir einige Fragen an diese gerichtet. Von der Haltung zu Klimaschutz und Mobilität über die Frage, wie eine Service-orientierte Verwaltung gestaltet werden soll und wohin sich die Gemeinde entwickeln soll bis zur Rolle des Bürgermeisters. Beide Kandidaten waren so freundlich, diese ausführlich zu beantworten. Vielen Dank dafür!

 

Frage 1: Werden Sie den Beschluss der Gemeindevertretung, dem Klimaschutz oberste Priorität zu geben, umsetzen?

Harald Wunderlich: Ich stelle den Klimaschutz als langfristige Aufgabe ganz oben auf meine Agenda! Da ich den Beschluss mitgetragen habe, werde ich ihn natürlich auch umsetzen! In dieser so sehr bedeutenden Frage möchte ich mehr Bewusstsein der Menschen entwickeln, das erscheint mir unbedingt nötig!

Sven Richter: Als Bürgermeister bin ich dazu verpflichtet, rechtmäßige Beschlüsse der Gemeindevertretung umzusetzen.

 

Frage 2: Was werden Sie konkret unternehmen, damit die Auswirkungen von Verkehr, Leben und Arbeiten in Dallgow-Döberitz auf die Klimaerwärmung gegen Null gehen?

Harald Wunderlich: Die Gemeinde muss mit gutem Beispiel vorangehen und alle eigenen Gebäude, die technische Ausstattung der Verwaltung (z.B. Bauhof, Kraftfahrzeuge) aber auch die organisatorischen Abläufe unter dem Aspekt des Klimaschutzes betrachten und entsprechende Maßnahmen, wie z.B. die Ausstattung der Gebäude mit Photovoltaikanlagen und umweltfreundlichen Wärmetechniken, die Beschaffung von E-Fahrzeugen für das Ordnungsamt und den Bauhof sowie – insofern möglich - für die Feuerwehr vorantreiben. Allgemein muss der E-Mobilität Vorrang vor der Mobilität mit fossilen Brennstoffen gegeben werden. Zum Beispiel ist in diesem Zusammenhang endlich eine entsprechende Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge zu schaffen. Der Individualverkehr muss durch sinnvolle Angebote im ÖPNV reduziert werden.

Sven Richter: Die Herausforderungen den globalen Klimawandel und den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 C im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 zu begrenzen, sind immens. Wir alle sind dazu aufgerufen, unseren Beitrag zum Gelingen dieses Ziels zu leisten. Auch auf der Gemeindeebene können wir dazu beitragen. So sollten z.B. die Nutzung von Elektromobilität durch eine ausreichende Ladeinfrastruktur attraktiver werden. Gemeindeeigene Gebäude sollten energetisch möglichst effizient sein. Auch die Beschaffung von e-Mobilität beim Ersatz von gemeindeeigenen Fahrzeugen sollte geprüft werden.

 

Frage 3: Setzen Sie sich für den Ausbau von Fuß-, Rad- und Öffentlichem Nahverkehr ein und geben Sie diesem auch Priorität gegenüber dem Ausbau der Infrastruktur für Autos?

Harald Wunderlich: Wenn der Autoverkehr auf unseren Straßen reduziert werden soll, ist es aus meiner Sicht logisch, dass als Alternative der Fuß- und Radverkehr bessere Grundlagen bekommen muss. Das Radwegenetz ist kurzfristig -wie im Verkehrsentwicklungsplan vorgesehen – auszubauen, gefährliche Passagen sind zu entschärfen. Sichere Abstellmöglichkeiten für Räder sind am Bahnhof zu schaffen, dadurch ist ein erhöhter Anreiz für die Nutzung des Fahrrads auf dem Weg zum Bahnhof gegeben. Gehwege sind barrierefrei und in Kreuzungs- bzw. Querungsbereichen sicher und übersichtlich auszubauen. In diesem Zusammenhang schafft ein sicherer Weg zur Schule eine Reduzierung des Bringe- und Abholverkehrs, der zurzeit für die Schüler und Schülerinnen meist per PKW erfolgt….Absenkungen der Bordsteine an Fahrbahnquerungen sorgen für ein hindernisärmeres Vorankommen für Benutzer von Rollatoren oder Rollstühlen sowie Eltern mit Kinderwagen. Die Angebote von Bussen und insbesondere der Bahn müssen den Kapazitätsbedürfnissen angepasst werden, die Fahrpläne sind aufeinander besser abzustimmen, Linienführungen sind zu optimieren. Die Priorität ist für mich eindeutig, der Ausbau der Infrastruktur für Autos ist nachrangig zu betrachten.

Sven Richter: Siehe Nr. 4

 

Frage 4: Konkret: Hat der Bau der Rad- und Fuß-Brücke über die Bahn für Sie eine höhere Priorität als z.B. der Ausbau eines Kreisverkehrs an der B5?

Harald Wunderlich: Konkrete Antwort: Der Bau einer Fußgänger-/Radfahrerbrücke über die Bahn hat für mich eine deutlich höhere Priorität als der Ausbau eines Kreisverkehrs an der B 5 oder der Bau einer Gemeindeverbindungsstraße (Entlastungsstraße). Allerdings brauchen wir für den Bau einer Brücke erhebliche finanzielle Mittel, die aufgrund der Haushaltssituation vermutlich nicht in den nächsten Jahren in notwendigem Maß zur Verfügung stehen. Dennoch sollte ein Startschuss schon im nächsten Jahr mit ersten planerischen Überlegungen erfolgen, insbesondere ist dabei die Machbarkeit zu prüfen und das Kostenvolumen festzustellen, um im Haushalt langfristige Planungen beginnen zu können.

Sven Richter: Wegen des Sachzusammenhangs werden die Fragen 3 und 4 zusammen beantwortet. Dallgow-Döberitz ist grundsätzlich eine Gemeinde der kurzen Wege. Einkaufsmöglichkeiten und medizinische Versorgung sind z.B. in der Gemeindemitte auf allen Wegen zu Fuß, mit dem Rad, per ÖPNV überwiegend gut erreichbar. Das ist ein Punkt, der die Attraktivität unserer Gemeinde ausmacht. Aber ohne das Auto geht es manchmal nicht. Doch da, wo es sinnvoll und erforderlich ist, weil z.B. die Verkehrssicherheit erhöht werden kann, werde ich mich für den Ausbau oder eine Änderung der Infrastruktur einsetzen. Darüber hinaus liegt meine Priorität auf der Bewältigung der gegenwärtigen Verkehrsprobleme in der Gemeinde.

 

Frage 5: Wie werden Sie die Möglichkeiten zur Bürger:innenbeteiligung erhöhen?

Harald Wunderlich: Ich bin dafür bekannt, dass ich von Beginn meiner kommunalpolitischen Tätigkeiten an den Bürgerinnen und Bürgern umfassende Beteiligung in von mir geführten Sitzungen und Arbeitsgruppen, beispielsweise der AG zur Gestaltung des Dorfkerns in Seeburg, anbiete. Dieses Angebot wird auch gerne von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen. Das Interesse an einer Mitgestaltung des Zusammenlebens wird dadurch geweckt und gehalten. Ich habe nicht vor, meine Einstellung zur Beteiligung der Öffentlichkeit zu ändern. Ich bin stets ansprechbar und ich habe den Anspruch, einer möglichst umfassenden Information der Menschen in unserer Gemeinde durch Nutzung aller zur Verfügung stehenden und noch einrichtbaren Kanäle.

Sven Richter: Die Frage 5 und 7 werden wegen des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Transparenz des Verwaltungshandelns hat für mich einen sehr großen Stellenwert. Dazu gehört für mich, Bürgerinnen und Bürger regelmäßig und möglichst umfassend über die wichtigen Themen in der Gemeinde zu informieren. Hierzu sind analoge wie digitale Wege denkbar, z.B. informativ aufgearbeitete Aushänge, aber auch ein verbessertes Internetangebot. Der „Amtsbote“ als Informationsmedium hat sich bewährt, könnte aber eine „Verjüngungskur“ (und die Ergänzung um ein digitales Pendant) vertragen. Die Möglichkeit zur Nutzung digitaler Angebote der Verwaltung, z.B. die Einreichung von Anträgen auf elektronischem Wege oder auch die Online-Terminvergabe, werden von vielen Bürgerinnen und Bürgern nachgefragt. Als Bürgermeister würde ich mich mit meinen Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern zusammensetzen, um auszuloten, welche Änderungen hier zielführend sind. Denn digitale Angebote können nicht nur ein besserer Service für Bürgerinnen und Bürger sein, sondern sich auch positiv auf die Arbeit in der Verwaltung auswirken.

 

Frage 6: Wird es mit Ihnen eine Bürgersprechstunde geben? Wenn ja, wie häufig?

Harald Wunderlich: Ich stelle mir vor, in einer wöchentlich wiederkehrenden Sprechstunde den Bürgerinnen und Bürgern für Gespräche, Anregungen aber auch Kritik zur Verfügung zu stehen.

Sven Richter: Der Charme unserer Gemeinde mit ihren rund 10.300 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt darin, dass man sich vielfach kennt, wenn man sich auf der Straße oder beim Einkaufen begegnet. Als Bürgermeister von Dallgow-Döberitz, Seeburg und Rohrbeck will ich für alle Bürgerinnen und Bürger ansprechbar sein –sowohl zu den Amtszeiten im Rathaus wie auch bei den Begegnungen in der Gemeinde, auf der Straße oder beim Einkaufen.

 

Frage 7: Wie werden Sie die Serviceorientierung für die Bürger:innen in unserer Gemeinde erhöhen?

Harald Wunderlich: Ein besserer Bürgerservice ist schon mit der einfachen und kostengünstigen Einrichtung eines Empfangsbereichs im Rathausfoyer realisierbar. An einem Empfangstresen können Bürgerinnen und Bürger ihr Anliegen vortragen, Fragen stellen und Informationen einholen. Anschließend wird dafür gesorgt, dass die Bürgerinnen und Bürger ggf. zu den zuständigen Amtsbereichen geleitet werden. Mir ist bekannt, dass die Mitarbeitenden der Verwaltung im Rathaus einen solchen Bürgerservice begrüßen und die Auffassung vertreten wird, dass dafür kein zusätzliches Personal erforderlich ist. Durch den verstärkten Einsatz digitaler Technik soll es den Bürgerinnen/den Bürgern ermöglicht werden, verschiedene Serviceleistungen der Verwaltung in Anspruch zu nehmen, ohne das Rathaus aufsuchen zu müssen. Das gilt beispielsweise für Antragstellungen, das Einholen von Genehmigungen oder Bescheinigungen.

Sven Richter: Siehe Nr. 5

 

Frage 8: Was unternehmen Sie, um die Gleichstellung in der Verwaltung und in Dallgow voranzubringen?

Harald Wunderlich: Es stellt sich für mich die Frage, ob Gleichstellungsfragen als Zugleichaufgabe von einer Amtsleiterin der Verwaltung behandelt werden können. Ich halte eine Prüfung für erforderlich, ob die Funktion einer Gleichstellungsbeauftragten bei der Behandlung der Themen Gleichstellung von Frauen und Männern, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ein deutliches Mehr an zeitlichem Aufwand erforderlich macht und neben den umfangreichen Aufgaben einer Amtsleitung überhaupt zufriedenstellend zu erbringen ist. Ich prognostiziere das Ergebnis, dass die erforderliche Beteiligung an Personalmaßnahmen, organisatorischen und sozialen Angelegenheiten und der Unterstützung von Frauen in ihrem beruflichen Fortkommen mit der derzeit vorgesehenen Arbeitskapazität nicht zu leisten ist. Darüber hinaus ist in diesem Feld ein hoher, zeitaufwändiger Fortbildungsbedarf gegeben, um die für die Tätigkeit erforderlichen Kompetenzen zu erlangen und zu erhalten. Grundsätzlich sehe ich es kritisch und finde ich es kontraproduktiv, wenn die Aufgabe von der Arbeitgeberseite – nichts anderes ist eine Amtsleitung in unserer Verwaltung – wahrgenommen wird. Hier wird zu überlegen und zu entscheiden sein, in welchem Umfang die Arbeitsplatzbeschreibung einer gewählten Gleichstellungsbeauftragten angepasst werden muss, um die Gleichstellungsaufgaben bewältigen zu können. Ich finde es denkbar, dass die Gleichstellungsbeauftragte bei einschlägigen Problemlagen auch außerhalb der Verwaltung Bürgerinnen und Bürgern beraten und Hilfestellungen geben kann.

Sven Richter: Die Gemeinde Dallgow-Döberitz muss als Arbeitgeber im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Dazu gehört u.a. eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familienpflichten sowohl für Frauen wie für Männer. Als Bürgermeister werde ich mit der Gleichstellungsbeauftragten ihre Einschätzung der Situation und mögliche Verbesserungspotenziale besprechen. Studien haben gezeigt, dass z.B. die Erwerbsbeteiligung von Frauen durch eine quantitativ ausreichende und qualitativ gute Kinderbetreuung beeinflusst wird. Sowohl im Bereich der frühkindlichen Bildung sowie danach für Kinder im Grundschulalter bietet die Gemeinde mit ihren mittlerweile sieben Kindertagesstätten, mehreren Tagesmüttern und einer verlässlichen Halbtagsgrundschule mit angeschlossenem Hort die besten Voraussetzungen, um Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Mir ist wichtig, dass die Angebote für alle Eltern bezahlbar bleiben. Ich habe mich deshalb in der Vergangenheit bereits gegen eine Erhöhung der Kinderbetreuungsbeiträge ausgesprochen. Daran werde ich auch als Bürgermeister festhalten.

 

Frage 9: Setzen Sie sich für bezahlbares Wohnen ein, damit Menschen, die lange hier leben auch hier bleiben können? Wie soll das konkret aussehen?

Harald Wunderlich: Mit zunehmendem Alter werden Menschen, die in unserer Gemeinde leben, weniger oder gar nicht mehr in der Lage sein, ihr Haus und Grundstück zu bewirtschaften. Alte Bäume verpflanzt man nicht. Um nicht das gewohnte und über Jahrzehnte liebgewonnene Umfeld verlassen zu müssen, ist es erforderlich, dass bezahlbarer und geeigneter Wohnraum für die Senioren geschaffen wird. Hier muss die Gemeinde Einfluss nehmen, dass bei geplanten Projekten – wie zum Beispiel dem „Mühlenberg“ in Seeburg – Wohnraum errichtet wird, der diesen Anforderungen entspricht.

Sven Richter: Viele der in der Gemeinde ansässigen Menschen leben in Wohneigentum. Drängenderals die Frage des bezahlbaren Wohnraums –denn das Eigenheim der Älteren ist vielfach bereits bezahlt –ist die Frage nach barrierearmen Angeboten und Unterstützung im Alltag, um den Bürgerinnen und Bürgern möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Deshalb habe ich bereits 2018 einen Antrag eingebracht, die Gemeinde möglichst barrierearm zu gestalten. Das sollte künftig auch in enger Abstimmung mit dem Seniorenbeirat weiterentwickelt werden. Am Bahnhofsvorplatz wollen wir beginnen. Weiterhin gehört die ausreichende Versorgung mit Ärzten und Fachärzten dazu. Auch dieses würde allen Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen. Darüber hinaus sind soziale Kontakte von großer Bedeutung. Begegnungen in den Räumen eines Dorfgemeinschaftshauses und die Organisation von Nachbarschaftsnetzwerken können Vereinsamung entgegenwirken und die Lebensqualität damit deutlich erhöhen. Damit bleibt Dallgow-Döberitz auch für Einwohnerinnen und Einwohner im fortgeschrittenen Lebensalter attraktiv und lebenswert.

 

Fragen 10 und 11: Wie soll gleichzeitig der Zuzug begrenzt werden, damit der dörfliche Charakter erhalten und die Infrastruktur nicht überlastet wird? Wollen Sie neue Baugebiete ausweisen?

Harald Wunderlich: Die Gemeinde Dallgow- Döberitz hat meiner Meinung nach die maximal verträgliche Zahl an Einwohnern fast erreicht. Mehr Wachstum würde den dörflichen Charakter, der den besonderen Charme unserer Gemeinde ausmacht, zerstören und die bestehende Infrastruktur über Gebühr belasten und letztendlich kollabieren lassen. Eine Erweiterung des Flächennutzungsplans - und damit verbunden die Ausweisung neuer Baugebiete - kommt für mich nicht in Frage. Mögliche Lückenbebauung im Innenbereich sollte – wo durchführbar – auf der Grundlage von B-Plänen erfolgen, um zu verhindern, dass Gebäude errichtet werden, die nicht in das Ortsbild passen. Es ist auch erforderlich, auf die Gemeinsame Landesplanung Berlin/Brandenburg weiterhin Einfluss zu nehmen, um keinen weiteren Zuzug in unsere Gemeinde in den dortigen Festlegungen zu verankern.

Sven Richter: Die Frage 10 und 11 werden wegen des Sachzusammenhangs zusammen beantwortet.Die Ausweisung von neuen Baugebieten ist meinerseits nicht geplant. Insofern ist von keinem weiteren nennenswerten Zuzug auszugehen.

 

Frage 12: Wollen Sie neue Gewerbeflächen ausweisen? Wenn ja, wo und in welchem Umfang?

Harald Wunderlich: Ich sehe derzeit keine Notwendigkeit, neue Gewerbeflächen auszuweisen, zudem fehlt es an geeigneten Möglichkeiten.

Sven Richter: Die Ansiedlung von neuen Gewerbebetrieben würde sich durch steigende Gewerbesteuereinnahmen positiv auf den Gemeindehaushalt auswirken und könnte andere stagnierende Einnahmen (z.B. aus der Grundsteuer B) kompensieren. Gleichzeitig könnten neue Gewerbeansiedlungen dem Wunsch vieler Einwohnerinnen und Einwohner nach “Arbeiten am Ort” entgegen kommen. Die Ausweisung von neuen Gewerbeflächen ist aber eine folgenschwere Entscheidung, die gut durchdacht, von allen Seiten beleuchtet und bei der viele Faktoren und Interessen berücksichtigt werden müssen. Eine pauschale Antwort kann deshalb hier nicht gegeben werden.

 

Frage 13: Wie soll sich das Ortszentrum entwickeln?

Harald Wunderlich: Das Ortszentrum möchte ich unbedingt attraktiver gestalten und beleben. Meiner Meinung nach kann es nicht sein, dass die Mitte unserer Gemeinde hauptsächlich aus einem Parkplatz besteht. Der Bahnhofsvorplatz ist so zu gestalten, dass ein Aufenthalt dort reizvoll wird. Neben einer ansprechenden Ausstattung mit Pflanzen, Sitzgelegenheiten und dem schon geplanten Springbrunnen, ist die Einrichtung eines samstäglichen Wochenmarktes oder die temporäre teilweise Nutzung als Biergarten für die bereits dort vorhandene Gastronomie für mich denkbar. Ich möchte auch die Möglichkeit schaffen, an dieser Stelle kulturelle Veranstaltungen durchzuführen. Die Möglichkeiten der Ansiedlung weiterer Geschäfte und Gastronomie in der „Neuen Mitte“ Dallgows ist mit dem Ziel zu prüfen, einen Bereich zu schaffen, in dem man sich gerne aufhält.

Sven Richter: Das Ortszentrum von Dallgow-Döberitz soll ein attraktiver Anlaufpunkt für die Bürgerinnen und Bürger sein. Durch die Ansiedelung von Wohnungen und Gewerbe entlang der Bahnhofstraße hat das Ortszentrum bereits einen erheblichen Attraktivitätsgewinn erfahren. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen. Die Mittel aus dem Bürgerhaushalt 2019 sollen entsprechend dem Abstimmungsergebnis für die Errichtung einer Pergola auf dem Bahnhofsvorplatz eingesetzt werden. Auch damit wird die Attraktivität weiter erhöht werden. Auch wenn erste Bemühungen, einen Wochenmarkt zu etablieren, bisher ins Leere liefen, möchte ich den Gedanken noch nicht gänzlich fallen lassen.Zu oft habe ich den Wunsch nach einem eigenen Wochenmarkt in meinen Gesprächen gehört. Der Bahnhofsvorplatz hat sich darüber hinaus als Veranstaltungsfläche z.B. für den Weihnachtsmarkt etabliert. Der Kunsthandwerkermarkt entlang der Hauptstraße könnte bis auf den Bahnhofsvorplatz verlängert werden. Andere Veranstaltungen –wenn Corona es wieder zulässt –wie z.B. ein Fest anlässlich unseres 750-jährigen Jubiläums im kommenden Jahr oder auch einWeinfest –könnte ich mir ebenso gut vorstellen. Darüber hinaus haben wir auch in Dallgow-Dorf ein attraktives Dorfzentrum, das z.B. durch das Dorffest belebt wird.

 

Frage 14: Wollen Sie ein Parkhaus am Bahnhof bauen?

Harald Wunderlich: Der Bau eines Parkhauses am Bahnhof kommt für mich überhaupt nicht in Frage! Ein solches Gebäude in der Mitte unseres Ortes wäre eine städtebauliche Todsünde! Es gibt auch keinen Bedarf, da die jetzt vorhandenen Stellplätze nicht ausgelastet sind. Es ist nicht mein Ziel, zusätzlichen Autoverkehr in das Ortszentrum zu locken. Im Gegenteil! Darüber hinaus wäre die Finanzierung des Baus und des Betriebs eines Parkhauses für die Gemeinde nicht zu stemmen. Die Einrichtung einer Polizeiwache ist völlig illusorisch, die neu gebaute zuständige Polizeiinspektion ist nur wenige Fahrminuten von Dallgow entfernt in Falkensee angesiedelt. Nach meinen Erkenntnissen lässt es die Personaldecke der Brandenburger Polizei gar nicht zu, sich den Luxus einer zusätzlichen Außenstelle zu leisten, von den zusätzlichen Kosten für Ausstattung und Betrieb ganz zu schweigen…

Sven Richter: Ich kenne die Argumente örtlicher Bedenkenträger zu diesem Projekt und fände es dennoch wichtig und richtig, eine solche Idee vor dem Hintergrund eines Attraktivitätszugewinns für Dallgows Mitte gemeinsam zu erörtern. Denn der jetzige Park & Ride-Parkplatzam Bahnhof als reine Pkw-Abstellfläche erscheint mir nicht ausreichend genutzt. Was mir deshalb vorschwebt, ist ein Haus mit mehreren ganz unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten –von der bewachten Fahrradgarage über Abstellmöglichkeiten für e-Mobilität,einen Teilbereich für Büro-oder (so Bedarf besteht) Einzelhandelsflächen, vielleicht die Unterbringung einer kleinen Außenstelle der Polizeidienststelle in Falkensee. Dabei müsste das Obergeschoss dieses Gebäudes analog zur jetzigen Flächennutzung als kostenfreie Abstellfläche für P&R-Pendler genutzt werden. Darüber, quasi auf dem Dach, sehe ich mit Blick auf unsere Verpflichtung zur Klimaneutralität Möglichkeiten zur Bepflanzung, Anbringung von Solarfeldern und vielleicht eine kleine Eventfläche, die privat bewirtschaftet werden soll. Diese Idee gilt –wie vieles andere auch –vorbehaltlich ihrer Finanzierung. Aber sie steht für ein enormes Plus an Nutzungsmöglichkeiten an einer exponierten Stelle, wo sonst den lieben langen Tag über Autos herumstehen.

 

Frage 15: Welche Priorität hat für Sie die Schaffung von Begegnungsräumen?

Harald Wunderlich: Geeignete Begegnungsräume stehen derzeit in unserer Gemeinde nicht zur Verfügung. Sie werden jedoch dringend für alle Altersgruppen benötigt, um Kommunikation und Beschäftigungsangebote zu fördern. Die Schaffung geeigneter neuer Räumlichkeiten erscheint aufgrund der Haushaltslage kurzfristig schwierig. Es ist zu prüfen, inwieweit bestehende Gebäude, zum Beispiel der „Würfelbau“ am Kreisverkehr in der Wilmsstraße oder die nicht mehr durch die Verwaltung genutzten Gebäude in Rathausnähe, vorübergehend als Begegnungsstätten genutzt werden können. In Seeburg habe ich bereits die Nutzung des Dorfgemeinschaftsraums als Begegnungsraum veranlasst. Senioren aus Dallgow, Rohrbeck und Seeburg können hier in regelmäßigen Abständen zusammenkommen.

Sven Richter: siehe Nr. 9

 

Frage 16: Welche Angebote schaffen Sie für alle Generationen?

Harald Wunderlich: In Zusammenarbeit mit den Vereinen ist ein für alle Altersgruppen geeignetes Sportangebot zu schaffen. Ich nehme die vor einigen Jahren im Bauamt entstandene Idee wieder auf, Dallgow und Seeburg am Rande der Döberitzer Heide mit einem Fitnessparcours zu verbinden. Dies könnte ohne großen finanziellen Aufwand bewerkstelligt werden und hätte neben der Möglichkeit, körperlich aktiv zu werden den Effekt, dass Dallgow und Seeburg enger miteinander verbunden werden. Kulturelle Veranstaltungen, beispielsweise Lesungen, Ausstellungen und Gesprächskreise, sind im Augenblick in Dallgow rar, hier bieten sich die Räumlichkeiten im Rathaus zur Nutzung an. In Dallgow ist der Betrieb des Jugendclubs sicherzustellen und zu fördern, auch wenn ein neues Gebäude vorerst aus Gründen der negativen Haushaltsentwicklung nicht realisierbar erscheint. Die ehrenamtlich für die verschiedenen Altersgruppen Tätigen können meine volle Unterstützung erwarten. Die Schaffung eines Begegnungsortes für alle Menschen von Jung bis Alt sorgt für besseres gegenseitiges Verständnis, Integration und hält die Geschichte unseres Ortes am Leben. Erinnerungen und Erfahrungen der älteren Generation können hier an die Jüngeren weitergegeben werden. Ich habe die positive Erfahrung gemacht, dass die umfassende Beteiligung aller Generationen beim Bau von Spielplätzen erfolgversprechend und zielführend ist. Die Kinder haben die Ideen, die Älteren planen und setzen die Ideen gemeinsam mit der Verwaltung um. Gerne bringen die Menschen bei einem solchen Vorgehen auch ihre Eigenleistung ein. Solche Projekte stärken das Wir-Gefühl gewaltig.

Sven Richter: siehe auch Nr. 9 Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass auch Kinder und Jugendliche Dallgow-Döberitz als lebenswerte Gemeinde erfahren. Deshalb soll es auch für sie ein attraktives Angebot im Dorfgemeinschaftshaus geben. Auch ist wichtig, dass der nun endlich wiedereröffnete Jugendclub sich wieder zu einem Anlaufpunkt entwickelt. Ich stelle mir auch attraktive Spielplätze oder eine Skatebahn vor. Ob wir damit aber wirklich die Wünsche der Kinder und Jugendlichen in Dallgow treffen? Deshalb habe ich mir vorgenommen, einen „Jugendbeirat“ zu etablieren. Kinder und Jugendliche sollen selber und gleichberechtigt einbringen können, wasihnen wichtig ist und wo möglicherweise der Schuh drückt. Ich bin mir sicher, dass wir Erwachsenen das eine oder andere Mal überrascht sein werden.

 

Frage 17: Wie wollen Sie die Digitalisierung voranbringen, insbesondere auch der Schule?

Harald Wunderlich: Das Netz in unserer Gemeinde ist in vielen Bereichen langsam und störanfällig. Hier will ich die Betreiber dazu veranlassen, Verbesserungen herbeizuführen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Schulen bisher noch nicht umfänglich an das Datennetz angeschlossen wurden, hier will ich für schnellstmögliche Umsetzung sorgen. Nicht nur die derzeitig notwendigen Unterrichtsformen, sondern auch eine zukunftssichere Ausbildung unserer Kinder in der Handhabung digitaler Medien erfordern hier unverzügliches Tätigwerden. Die Ausstattung der Schulen mit aktueller Hard- und Software sowie deren Betreuung durch qualifiziertes Personal sehe ich als zwingend an. Auch Unternehmen in unserer Gemeinde sind auf ein schnelles und zuverlässiges Datennetz angewiesen, genauso wie im Home-Office arbeitende Menschen.

Sven Richter: Zur Digitalisierung der Verwaltung s. Antwort zu den Fragen 5 und 7. Bildung ist nach dem Grundgesetz Länderaufgabe. Hinsichtlich der Digitalisierung der Schule hat die Gemeinde deshalb nur eine begrenzte Einflussmöglichkeit. Die Gemeinde ist Eigentümer des Schulgebäudes und kann nur als solcher Einfluss nehmen, z.B. auf die Bereitstellung eines für die Digitalisierung entsprechend notwendigen Internetanschlusses. Auf der anderen Seite werde ich als Bürgermeister selbstverständlich Ansprechpartner sowohl für die Schulleitungals auch für die Eltern sein, vor allem wenn es darum geht, Verbesserungen anzustoßen, durchzusetzen und Schulinteressen auf Kreis-und/oder Landesebene zu vertreten. Bei der Beantragung von Fördermitteln für die notwendige Ausstattung von Lehrern und Schülern wäre ich sofort unterstützend dabei.

 

Frage 18: Wie verstehen Sie das Amt des Bürgermeisters und wie wollen Sie es gestalten?

Harald Wunderlich: In erster Linie ist der Bürgermeister Chef der Verwaltung, der dafür sorgt, dass die Umsetzung politischer Entscheidungen reibungslos erfolgt, die effiziente Arbeit und den Bürgerservice der Verwaltung sicherstellt und gegebenenfalls organisatorische Veränderungen in Aufbau und Ablauf vornimmt. Er hat somit eine klassische Führungsaufgabe. Gleichzeitig ist er das Bindeglied zwischen Politik und Verwaltung, er steuert Informationen und Prozesse sowohl in die eine, wie auch in die andere Richtung. Meiner Meinung nach muss die Arbeit der Verwaltung proaktiver werden. Vorschläge für notwendige Entscheidungen sollten hier vermehrt mit der notwendigen Expertise vorbereitet und der Gemeindevertretung zur Entscheidung vorgelegt werden. Das würde Entscheidungsprozesse deutlich beschleunigen aber auch die Identifizierung der Verwaltungsmitarbeiter mit ihrer Aufgabe stärken. Natürlich soll der Bürgermeister auch eigene Ideen und Visionen in die Politik der Gemeinde einbringen. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Gemeindevertretung notwendig, um für diese Vorhaben eine Mehrheit im Parlament zu gewinnen. Ich habe umfassende Erfahrungen in der Führung großer Personalkörper sowie der Steuerung und Reform von Verwaltungsabläufen.

Sven Richter: Bitte gestatten Sie mir, dass ich mir zunächst einmal einen Einblick in die genaue Arbeitsweise im Rathaus ermöglichen möchte, bevor ich über die spätere Gestaltung reden kann. Ich selbst verstehe den Bürgermeister als eine Art Dirigent, der aus einzelnen Tönen die richtige Musik entstehen lässt. Wenn es dann auch noch harmonisch klingt, haben wir gemeinsam etwas Gutes vollbracht.

 

Frage 19: Was sehen Sie als zentrale Aufgabe?

Harald Wunderlich: Siehe Frage 18.

Sven Richter: Der Bürgermeister steht der Verwaltung vor und muss diese im Sinne einer effizienten und kostenoptimierten Arbeitsweise führen. Zudem ist der gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern zur gewissenhaften Amtsausübung verpflichtet.

 

Frage 20: Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen vor?

Harald Wunderlich: In der Zusammenarbeit mit den Fraktionen ist aus meiner Sicht eine offene und ehrliche Kommunikation gefragt. Absprachen müssen verlässlich sein, ein vorbehaltloser und vertrauensvoller Umgang mit den verschiedenen Fraktionen ist für mich selbstverständlich. Als Bürgermeister bin ich ständig für die Politik ansprechbar.

Sven Richter: Im Idealfall ergebnisorientiert und ohne Denkverbote.

 

Frage 21: Werden sie mit der AfD zusammenarbeiten?

Harald Wunderlich: Mit den demokratisch gewählten Vertretern der AfD werde ich so umgehen, wie es die Funktion und die Aufgaben eines Bürgermeisters vorgeben. Ein darüberhinausgehendes Zugehen auf die AfD und deren Vertreter/-innen kommt für mich nicht in Frage.

Sven Richter: Als Bürgermeister bin ich qua Amt dazu verpflichtet,mit allen Fraktionen zusammenzuarbeiten und weder eine Fraktion zu bevorzugen noch eine zu benachteiligen. Aber ich sage ganz klar: Eine Zusammenarbeit mit der AfD ist definitiv nicht mein Wunsch. Ob ich aber mit einer AfD -Fraktion zusammenarbeiten müsste, bestimmen die Bürgerinnen und Bürger bei der nächstenKommunalwahl mit ihrer Stimme.

 

Frage 22: Was unternehmen Sie, um rechtsextremen Tendenzen in der Gemeinde zu begegnen?

Harald Wunderlich: Das Ergebnis der Wahlen zur Gemeindevertretung im letzten Jahr hat gezeigt, dass rechtsextremistisches Gedankengut durchaus auch in unserer Gemeinde verwurzelt zu sein scheint. Hier müssen alle demokratischen Kräfte in unserer Gemeinde hellhörig und sensibel sein und diesen Entwicklungen entschieden mit Aufklärung und Überzeugung entgegentreten. Extremismus – von welcher Seite auch immer – ist für mich absolut inakzeptabel und wird von mir mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft.

Sven Richter: Diese Tendenzen habe ich in unserer Gemeinde gottlob bisher nicht nennenswert wahrgenommen. Hier gilt aber eindeutig und unmissverständlich: keine Duldung.

 

Frage 23: Wie soll zukünftig mit Erinnerungsorten in der Gemeinde umgegangen werden?

Harald Wunderlich: Die wechselvolle Geschichte unserer Gemeinde muss lebendig gehalten werden. Dafür ist die Einrichtung und Pflege von Erinnerungsorten unbedingt erforderlich. Als Beispiele nenne ich die Verlegung von Stolpersteinen als Erinnerung an früheres jüdisches Leben in unserem Ort und die Schaffung einer würdevollen Gedenkstätte für die zum Kriegsende getöteten und in Engelsfelde verscharrten Menschen. In diesem Zusammenhang kommt dem Ehrenamt eine ganz besondere Rolle zu. Es muss intensiv gefördert und unterstützt werden.

Sven Richter: Erinnerungen sind wichtig. Sie helfen dabei, Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Erinnerungsorten kommt deshalbeine besondere Bedeutung zu –objektiv und subjektiv. Darum müssen wir über den Umgang mit ihnen in der Gemeinde auch gemeinschaftlich sprechen–in der Gemeindevertretung und mit den Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinde.

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