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20.01.15 –
Ein Angerdorf ist ein planmäßig um einen Platz (in Form eines Auges) angelegtes Dorf, dessen bezeichnendes Merkmal der Anger, ein im Gemeindebesitz befindlicher Platz, ist. Die Gehöfte umschließen den Anger, der dazu bestimmt war, als Gemeindeweide mit Dorfteich und als Standort für zentrale Einrichtungen wie Dorfkirche und Schmiede (wegen der Feuergefahr) zu dienen (Wikipedia).
Die Wurzeln des Angerdorfes reichen bis ins Mittelalter zurück. Das Wort ist im Althochdeutschen (angar, gemanisch noch Vangr) und im Mittelhochdeutschen (anger) belegt. Die Mark Brandenburg verdankt die Häufigkeit der Form des Angerdorfes der Ostkolonisation im Hochmittelalter. Der Anger ist zunächst ein meist grasbewachsenes Land oder ein Dorfplatz in Gemeinbesitz, der von allen Bewohnern der Stadt oder des Dorfes genutzt werden konnte (Allmende). So konnte das Vieh nachts auf den Anger getrieben werden, Gemeinschaftseinrichtungen waren dort: der Feuerlöschteich, ggfs. das Spritzenhaus, der Backofen, später die Schule. Auch ein Hirten- oder ein Armenhaus (s.Falkenhagen) waren nicht unüblich. Auf dem Anger wurden Dorffeste gefeiert und Gericht gehalten. War der Anger in früher Zeit der Platz für die Gemeindeversammlung, wurde er später auch zum Ort für Verwaltungseinrichtungen. Die konnten an seinem Rand (Rathaus in Falkenhagen) oder auf dem Anger (Rathaus in Lutherstadt Wittenberg) stehen.
Allmende bedeutet, dass das Landstück im Gemeinbesitz stand. Es diente aber nicht in erster Linie der Erfüllung öffentlicher Aufgaben, sondern stand der Nutzung durch alle Einwohner zur Verfügung. Dabei gab es zwei Formen, entweder wurde die Nutzung von der Gemeinde als Nutzungsrecht z.B. an Weidebesitzer vergeben (Nachtweide), oder es konnten alle Haushalte z.B. den Backofen nutzen. Oft wurde auch das Recht auf Nutzung der Allmendeweide nach der Größe der Höfe verteilt.
Im frühen Mittelalter gab es praktisch in jedem Dorf eine Allmende. Im 15. und 16. Jahrhundert eigneten sich in vielen Fällen weltliche Herrscher die Gemeindeflächen an(Allmende-Raub), was ein wichtiger Grund für den Bauernkrieg war (allerdings eher in Süddeutschland).
Das Dorf Seegefeld war ursprünglich solch ein Angerdorf mit ungefähr 20 Hofstellen1. Es entstand im Mittelalter und wurde in einer Urkunde des Jahres 1265 genannt2. Seit dem 14. Jahrhundert setzte in Ostdeutschland eine Bewegung ein, die für den Bauernstand verhängnisvoll wurde. Infolge des Ersatzes der alten Lehnsheere durch Söldnertruppen und des damit verbundenen Endes des Ritterdienstes, der bisher die nahezu ausschließliche Beschäftigung der ritterlichen Grundherren gebildet hatte, wandten sich die Ritter wieder dem Landbau zu. Die Ritter begannen ihre Güter selbst zu bewirtschaften, sie wurden zu Rittergutsbesitzern. Sie versuchten ihren Besitz auf Kosten der Bauernhufen zu arrondieren und zu erweitern und die nötigen Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung zu gewinnen. Ausgehend von der Anschauung, dass der Gutsherr ein Obereigentum an der ganzen Dorfflur besitze, wurden ganze Bauernhöfe eingezogen und dem eigenen Gut einverleibt3. Georg von Ribbeck erwarb 1571 das Dorf und Gut Seegefeld. Wann das Gutshaus der Ribbecks entstand, ist nicht bekannt. 1601 zerstörten Brände 6 Bauernhöfe und den Pfarrhof, 1612 brach die Pest aus und fordert 87 Tote, 1630 zogen im Dreißigjährigen Krieg Truppen durch Seegefeld und Falkenhagen und zerstörten Teile der Dorfes, 1675 toben Brände in Falkenhagen, nur vier Häuser bleiben unbeschädigt, die Kirche wird zerstört. Das Gutshaus in Seegefeld wird im gleichen Jahr erneuert.
Mit der Übernahme des Dorfes durch die Familie v. Ribbeck ist auch verbunden, dass immer mehr Ländereien an das Gut gehen. Die Größe des Gutes wächst von 4 ½ auf 10 Hufe (≈ 300 Morgen). Damit verliert die Allmende ihre herkömmliche Funktion. Der Gutsherr baut nicht nur das Gutshaus, sondern auch Wirtschaftsgebäude und Kossätenhäuser auf den Anger. Aus dem Angerdorf ist ein Herrensitz geworden.
Mit dem Oktoberedikt vom 9. Oktober 1807, das mit dem Namen des Freiherrn vom Stein verbunden wird, endete in Preussen die Leibeigenschaft, also die persönliche Bindung der Bauern an den Gutsherren. „Grund und Boden war fortan ein Bereich privater Initiative und profitorientierter Kapitalanlage“, schreibt Prof. Dr. Richard Wagner im Falkenseer Heimatjahrbuch 20014 . Infolge dessen verliert die Famile v. Ribbeck das Eigentum am Gut Seegefeld, 1815 wird Freiherr Alexander von der Reck als Besitzer genannt, gefolgt von einer schnellen Folge bürgerlicher Eigentümer ab Mitte des Jahrhunderts. Ungefähr an der Stelle des Hauses Bahnhofstraße 61 und auf dem heutigen Stadthallenvorplatz direkt an der Straße entstand eine Schnapsbrennerei.
Das Bevölkerungswachstum führte 1902 zum Bau einer Schule im Gutspark, der heutigen Bibliothek. 1927 wurden per Gesetz alle Gutsbezirke aufgelöst, das Gut kam in den Besitz der Gemeinde Falkensee. Der Gutsbetrieb war inzwischen eingestellt worden, und die Gemeinde begann die Stallungen und Wirtschaftsgebäude sowie die Brennerei abzureißen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Gutspark diverse Schulgebäude errichtet, zuletzt 1966 das dreigeschossige Hauptgebäude der polytechnischen Oberschule, das heute das Hauptgebäude der Europa-Schule ist. Im Jahr 1974 war Grundsteinlegung der Stadthalle, die erst 1984 mit viel Eigeninitiative von Falkenseern fertiggestellt wurde. Dies Gebäude stellt annähernd den alten Angergrundriss wieder her, wie die diversen Zeichnungen im Falkenseer Heimatjahrbuch 2001 zeigen. Mit ihrer Südseite steht die Stadthalle etwa in einer Fluchtlinie mit der Front der Europa-Schule (Südseite), und daraus ergibt sich, dass die Front der Stadthalle im rechten Winkel dazu schon etwas vom alten Anger beansprucht. Sie schließt aber einigermaßen an das schon erwähnte Haus Bahnhofstraße 61 an, sodass sich wieder der Eindruck eines Angers ergibt.
Die aktuellen Planungen der Verwaltung würden die Erlebbarkeit des Angers zugunsten einer Autoverkehrsanlage zerstören.
__________________
Wagner, Richard, Zur Baugeschichte von Seegefeld, Falkenseer Heimatjahrbuch 2001, S. 63
Hans-Ulrich Rhinow, Heimatgeschichte Falkensee
Wikipedia zum Stichwort „Bauernlegen“, aufgerufen am 20.1.2015
Wagner, Baugeschichte, S. 66
Quellen
Hans-Ulrich Rhinow, Heimatgeschichte Falkensee, unter: www.h-rhi.eu/falk1.html
Prof. Dr. Richard Wagner, Zur Baugeschichte von Seegefeld, in: Falkenseer Heimatjahrbuch Heft 2, 2001, herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer des Heimatmuseums Falkensee e.V. im Eigenverlag, S. 63 ff.
Wikipedia, diverse Lexikonartikel
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